Green it up!-Jury spricht sich für Begrünung in Bockenheim und eine grüne Ortsmitte in Bonames aus. Doch auch am Merianbad und in Sachsenhausen stehen die Chancen gut, eine Entsiegelung im öffentlichen Raum zu bewirken.
In einer Beteiligungskampagne gesteuert von der Frankfurter NGO Lust auf besser leben reichten engagierte Bürger:innen bis Weihnachten letzten Jahres 28 Entsiegelungs-Ideen aus 15 Stadtteilen ein. In einer ersten Jurysitzung kamen fünf Projekte in eine engere Auswahl und wurden daraufhin auf Umsetzungstauglichkeit überprüft.
Dabei ging es um Fragen wie: Können die Bürger:innen die Pflege der neu entstehenden Grünflächen über mehrere Jahre stemmen? Gehören alle eingereichten Flächen der Stadt? Lassen Leitungen und Stromnetze an den gegebenen Orten eine Entsiegelung überhaupt zu?
Dr. Rainer Dambeck, physischer Geograph an der Goethe Universität und Jurymitglied, ergänzt:
„Wir haben uns gefragt: Welche Flächen sind aus Klimaanpassungsperspektive am wichtigsten? Das bedeutet, wo wirkt Entsiegelung durch begrünungsbedingte Kühlungseffekte an heißen Sommertagen am meisten, welche Flächen können durch Entsiegelung bei Starkregen eine Entlastung der Kanalisation erreichen, also wie ein „Schwamm“ Wasser aufsaugen, so dass es gar nicht erst zu einer Überlastung kommt?“
In diesem Sondierungsprozess zog das Projekt-Team aus dem Gallus seine Idee zurück, da sich die Gruppenkonstellation so veränderte, dass die Pflege zu viel Aufwand bedeutet hätte. Dr. Frauke Fischer, Biologin und Expertin für Biodiversität, ergänzt:
„Ein weiteres Entscheidungskriterium ist die Stärkung der Biodiversität. Die Idee von „Bockenheim außer Haus“, in einem kleinen Umkreis Parkplätze zu entsiegeln, schafft sogenannte Trittsteinbiotope für Insekten.“
Diese brauchen wir dringend in urbanen Räumen. Auf Asphalt überleben keine Tiere, sie brauchen kleine Ökosysteme als Schutz- und Nahrungsquelle, die gerade mehrere vergleichsweise kleine Flächen in einem Quartier abbilden können.
„Unser Ziel ist es, alle vier Ideen umzusetzen“,
erklärt Wolfgang Siefert, künftiger Mobilitätsdezernent und damit zuständig für die Flächen des Amtes für Straßenbau und Erschließung.
„Es gibt so viele von den kleinen Flächen im öffentlichen Straßenraum, die sich für Entsieglungsmaßnahmen eignen und hier werden erste Piloten gestartet für einen neuen und zukunftsweisenden Umgang damit. Gleichzeitig mussten wir heute priorisieren und vor allem auch in unsere Entscheidung einbeziehen, was die Ortsbeiräte als wichtige lokalpolitische Instanz befürworten. Deshalb werden im Rahmen des Projektes nun die Ideen aus Bockenheim und Bonames umgesetzt, am Merianbad und in Sachsenhausen müssen wir die Entscheidungen der Ortsbeiräte Ende März abwarten.“
Was bedeutet das konkret? Die Projekte „Mein Bonames“ und „Bockenheim außer Haus“ kommen in die Umsetzung. Dabei gibt es Bedingungen der Ortsbeiräte, wie ein klimafreundliches Wochenmarktgelände am Wendelsgarten zu schaffen, das nicht den Marktbetrieb einschränkt, und in Bockenheim vorab mit Anwohnenden zu sprechen. Zudem einigte sich die Jury in Bockenheim auf vier statt gewünschter fünf Parkplatzumgestaltungen.
Am Merianbad und an der Mörfelder Landstraße steht die Abstimmung in den jeweiligen Ortsbeiräten noch aus.
„Sollten sie einer Entsiegelung zustimmen, geben wir alles, um alle vier Ideen klimafreundlich umzugestalten. Jedoch mussten wir heute priorisieren, auch weil das Budget begrenzt ist und wir uns nun an die Planung und Kalkulation setzen. Es kann sein, dass die Mittel nicht für alle Projekte reichen. Die Preise schwanken aktuell extrem. Priorität haben dann die Projekte, die zum Zeitpunkt der finalen Jurysitzung heute bereits vom Ortsbeirat bewilligt wurden“
erklärt Projektkoordinatorin Marlene Haas, Geschäftsführerin von Lust auf besser leben.
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