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Biodiversität, Umwelt- & Artenschutz


Die biologische Vielfalt ist eine der wichtigsten Grundlagen unseres Lebens. Eine Studie der UN zum weltweiten Zustand und Wandel der Ökosysteme zeigt die wichtigsten direkten Triebkräfte für den Verlust an biologischer Vielfalt. Diese sind u.a. der Landnutzungswandel hin zu mehr Flächenverbrauch für Siedlungen und Verkehr sowie die Bodenversiegelung; aber auch die flächenhafte Nähr- und Schadstoffbelastung durch (invasive, pestizidreiche) Landwirtschaft, Industrie und Verkehr.

Lass‘ mal Flächensparen.

Versiegelte Quartiere sind für viele Arten unüberwindbare Hindernisse; besonders verursacht durch Verkehrswege. Schon der Verlust weniger Individuen kann zum Zusammenbruch ganzer Populationen führen, denn sie verstärken Inzucht und mittelfristig eine genetische Verarmung. Hinzu kommt eine abnehmende ⁠Resistenz⁠ gegenüber Krankheitserregern – die Konsequenzen sind uns allen wohl mittlerweile bewusst.

Dabei enthält bereits ein Gramm Boden laut Umweltbundesamt Milliarden von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, Algen und Einzeller. Unter einem Quadratmeter leben Hunderttausende bis Millionen von Bodentieren, wie Fadenwürmer, Regenwürmer, Milben, Asseln, Springschwänze und Insektenlarven.  

Flächenversiegelung führt also im schlimmsten Fall zu einem Totalverlust an ⁠Biodiversität⁠.

§§-Reiter – die Rechtslage

Dabei gibt es bereits mit dem Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) einen Rechtsmechanismus. Es heißt, dass die natürliche ⁠Bodenfunktion⁠ als „Lebensgrundlage für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen“ zu schützen ist.

Das Leibnitz-Institut für ökologische Raumentwicklung erklärt, dass es darin explizit ein Entsiegelungsgebot verankert ist sowie ein Rückbau- und Entsiegelungsgebot. Aber…

Es findet kaum Anwendung, da Entsiegelungsmaßnahmen mit hohen Kosten verbunden sind. Challenge accepted! (mehr)

Bebuntung & die „richtige“ Pflege

Begrünte Fassaden und entsiegelter (öffentlicher) Raum sind wichtig für die Minimierung von Feinstaub-Folgen, helfen gegen Temperaturschwankungen (isoliert im Winter, kühlt im Sommer) und können zum Regenwasserrückhalt dienen. Zudem sind naturbelassene Orte wichtig für Insekten und Vögel.

Wie schön ist Grau?

Dabei können wir uns einmal auf ein Gedankenexperiment einlassen: Die Sorge bei der Entsiegelung und Begrünung von Flächen ist aus kommunaler Perspektive oft damit verbunden, dass solche Flächen zusätzlich gepflegt werden müssen. Doch wer hat eigentlich festgelegt, dass entsiegelter Raum einem englischen Rasen gleichen muss? Für viele Tiere sind Unterschlupfmöglichkeiten, totes Geäst oder auch Matschpfützen wunderbare Lebensräume. Vielleicht gewinnen sie keinen Ästhetikpreis, doch sind graue, zubetonierte Orte wirklich ansehnlicher?

Wir meinen: nein! Aber einen Mehraufwand gibt es dennoch: Stadtbäume/-grün muss vor allem zu Beginn gegossen werden. Am besten früh am Morgen oder spät am Abend gießen, um die
Verdunstung zu minimieren, langsam beginnen und das Wasser erst versickern lassen, dann
nachgießen – so kann es in, wenn möglich, Regenwasser nutzen. Wir werden im Projekt Gießanleitungen geben.

Wir versuchen, von „Bebuntung“ zu sprechen, um einen direkten Hinweis auf die Art der Begrünung zu geben, die wichtig ist im Kontext von Biodiversität und Artenschutz.

Denn Blühpflanzen, die gleichzeitig Insektenfutter bieten, sind nicht nur schöner, sondern auch nützlich.

Mähen versus Sensen: Unsere Nachhaltigkeitsbotschafter:in Gudrun von Gudwork hat uns noch folgenden Hinweis gegeben:  Wenn wir mehr Grün haben, schön. Wenn wir es mit Benzin-getriebenen Mähern kürzen, eher weniger. Deshalb gibt sie Anleitung zum Sensen. Das kostet wenige, bläst keine Abgase in die Luft, ist leise und besser für das Zuhause von Insekten. Außerdem muss theoretisch nicht mehr als zwei Mal im Jahr gekürzt werden, wenn das Ziel eine artenreiche Blumenwiese ist.

Der Nabu erklärt, wie das Sensen funktioniert.

Entsiegelung und Schwalben

Das Bundesnaturschutzgesetz stellt im § 44 Rauch-, Mehl- und Uferschwalben unter besonderen Schutz. Gleichzeitig finden sie immer weniger Lebensraum, fallen also Versiegelung und Nahrungsknappheit zum Opfer. Durch Betonierung finden die Schwalben kein Baumaterial für ihre Nester (Schlamm), und selbst bei der Wiederbesetzung ihrer Nester bräuchten sie feuchte Erde, um diese Auszubessern. Obwohl das Entfernen von Schwalbennestern während der Brutzeit ein Straftatbestand ist und mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet werden kann, entfernen dennoch viele Hausbesitzer:innen die Nester.

Naturnahe Gärten (Achtung: Es gibt bereits jetzt eine Vorgartensatzung, die Schotter verbietet) und eine naturverträgliche Landwirtschaft tragen dazu bei, dass Schwalben genügend Insektennahrung finden. Mehr von „Schwalben brauchen unsere Hilfe“ des Nabus (nabu.de).

Klimaresistente Baumarten

"Klimabäume" sind Baumarten, die beispielsweise Trockenheit und Hitze gut ertragen können und sich gegenüber Wetterextremen wie Stürmen oder stark schwankenden Temperaturen unempfindlich zeigen. In der Stadt müssen die Bäume außerdem noch "stadtklimatauglich" sein, also auch mit der hohen Luftverschmutzung klar kommen und aus dem wenigen zur Verfügung stehenden Wurzelraum das Beste machen. 

 

Eine Datenbank mit rund 180 klimaresilienten Baumarten des hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie unterstützt bei der Auswahl der richtigen Baumarten. Benutzer*innenfreundlich lassen sich diverse Faktoren einstellen und der Datensatz filtern. Schau mal rein: Stadtgrün Onlinetool!

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